Klischees
Wenn man das Internet zum Thema "Freundschaft zwischen Frauen und Männern" durchstöbert, stößt man überwiegend auf klischeehafte Antworten:
- „Männer sehen jedes „hallo“ als Chance.“
- „...weil er sich Hoffnung macht und dachte, mit der Zeit verliebst du dich auch in ihn. So sind Männer nun mal.“
- „Der Mann leidet unter seinem „biologischen Fortpflanzungswahn“. (...) Der Trieb in ihm ist unaufhaltsam.“
- „Ich mache sehr oft die Erfahrung, dass eine Frau, mit der man sich super versteht, sofort jeden Kontakt abbricht, sobald sie erfährt, dass man in einer festen Beziehung steckt. Implizieren die Frauen grundsätzlich, dass man was von ihnen will, wenn man freundlich zu ihnen ist?“
- „In der Regel sind Freundschaften zwischen verschiedenen Geschlechtern biologisch unmöglich.“
In diesem Zusammenhang gibt es ein schönes chinesisches Sprichwort: „Solange du dem anderen sein Anderssein nicht verzeihen kannst, bist du noch weit ab vom Wege zur Weisheit.“
Gedanken zur Freundschaft
Unsere Sprache versagt regelmäßig, wenn es gilt, Beziehungen differenziert zu beschreiben. Im Deutschen gibt es lediglich das intime „Freund“ und das beliebige „Bekannter“ und allenfalls noch das nichts sagende „Kamerad“. Warum gibt es kein Wort für „mehr-als-Bekannter-aber-weniger-als-Freund“? Oder für Entwicklungen: „werdende-Freunde“, „sich-auseinanderlebende-Freunde“?
Auch Hollywood, der Musikindustrie und dem Buchmarkt, die sich darin überbieten, Liebe in allen Schattierungen zu schildern, fällt kaum etwas zum Thema Freundschaft zwischen Männern und Frauen ein.
Zitate und Sprüche
Da sind die Philosophen weiter:
- „Freundschaft ist eine Seele in zwei Körpern.“ (Aristoteles)
- „Die Liebe geht darauf aus, aus zweien eins zu machen, die Freundschaft darauf, aus jedem zwei zu machen.“ (Schleiermacher)
MöglichkeitenNur weil jemand die Freundschaft zu einem andersgeschlechtlichen Menschen noch nicht erlebt hat, bedeutet das keinesfalls, dass sie nicht existiert. Die Grenzen der Welt sind nicht mit unseren Scheuklappen identisch. Tatsächlich sind die möglichen Freundschaften zwischen Mann und Frau so variantenreich wie die zu Personen des gleichen Geschlechts und so verschieden wie die daran beteiligten Menschen. Es gibt- Freundschaften, bei denen kein erotischer Reiz vorhanden ist und auch nicht vermisst wird
- Freundschaften, bei denen es erotisch knistert, in denen aber beide (ausgesprochen oder stillschweigend) zu der Übereinkunft kommen, diese Freundschaft nicht wegen einiger netter Stunden im Bett zu gefährden.
- Freundschaften, die aus einer gescheiterten Liebesbeziehung entstehen, in denen die Freundschaft herübergerettet (und möglicherweise sogar vertieft) wird.
- Freundschaften, die zu einer Liebesbeziehung werden
Die ersten drei Arten von Freundschaft habe ich selbst erlebt, insofern spreche ich aus Erfahrung.
Freundschaft ist einer der am meisten unterschätzten Werte in unserer Gesellschaft. Denn, wie Epikur sagt: „Von allem, was die Weisheit für die Glückseligkeit des Lebens bereitstellt, ist das weitaus Größte der Erwerb der Freundschaft.“
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